Am 11.Dezember 2012 findet in Freiburg-Littenweiler in der Kirche St. Barbara ein sogenanntes Adventskonzert des Luftwaffenmusikkorps 2 der Bundeswehr statt. Der Arbeitskreis gegen Krieg & Militarisierung (AKM) Freiburg hat aus diesem Anlass einen offenen Brief an den Pfarrer der Kirche geschickt. Wir unterstützen den Brief und fordern den Hausherren darin auf, das Konzert abzusagen. Im folgenden dokumentieren wir das Schriftstück.

Freiburg,  19.11.2012

Pfarrer Johannes Kienzler
Sudetenstraße 20
79117 Freiburg Littenweiler

Sehr geehrter Pfarrer Johannes Kienzler,

am 11.12.12 soll in Ihrer Gemeinde St. Barbara in Freiburg- Littenweiler ein Adventskonzert des Luftwaffenmusikkorps 2 der Bundeswehr stattfinden. Ein Adventskonzert erweckt vielleicht den Eindruck einer kulturellen Bereicherung für die Gemeinde in der Vorweihnachtszeit, doch ein solches Bild ist in diesem Fall mehr als zynisch!

Die Bundeswehr führt Krieg! Ob in Afghanistan, im Kosovo, oder vor der Küste Somalias. Bei diesen Einsätzen geht es nicht um „Menschenwürde, Freiheit und Demokratie“, wie so oft propagiert wird. Die Kriegseinsätze an denen die Bundeswehr beteiligt ist, bedeuten für die Menschen vor Ort eine Katastrophe. So ist seit Beginn des Krieges in Afghanistan die Zahl der in Armut lebenden Menschen drastisch gestiegen. Von einem Einsatz für Demokratie und Menschenrechte kann keine Rede sein, denn eine Marionettenregierung und die Zerstörung der vor dem Krieg durchaus vorhandenen Frauenkampfbewegung sprechen eine deutliche Sprache! Auch findet dort mitnichten ein Krieg gegen den Opiumanbau statt, denn im Gegenteil: Immer mehr Menschen sind ihrer Lebensgrundlage beraubt und wenden sich diesem einträglichen Geschäft zu. Die steigende Unterernährung, der verschlechterte Zugang zu sanitären Einrichtungen und die gestiegene Arbeitslosigkeit sind weitere Indizien, warum Krieg schlichtweg inakzeptabel ist.

Angebliche Hilfsmaßnahmen wie Brunnen- und Schulenbau dienen vor diesem Hintergrund lediglich als Alibi zur Legitimierung der Einsätze. In erster Linie wird deutsches Wirtschaftsinteresse verfolgt. So sicherten vergangene Kriegseinsätze z.B. in Afghanistan oder dem Sudan besseren Zugriff auf örtliche Märkte und Ressourcen, während die Bevölkerung stark unter ihnen leiden musste und demokratische Rechte weiter zurückgingen. Auch die unzähligen Einzelschicksale, verbunden mit dem Kriegsgeschehen, sprechen für sich. Die größten Profiteure scheinen die am Wiederaufbau des zerstörten Landes beteiligten Firmen zu sein. Kriege dienen letztendlich der Durchsetzung von wirtschaftlichen Interessen auf brutalste Art und Weise und dürfen nicht als „Hilfsmaßnahmen“ verharmlost werden. Die Errichtung von Scheindemokratien und Marionettenregierungen wird dabei billigend in Kauf genommen oder sogar bewusst gefördert, ohne auf die wirklichen Bedürfnisse der Bevölkerung zu achten. Bestes Beispiel ist Afghanistan: Der nach dem Einmarsch des Westens installierte Machthaber Hamid Karzai hat beispielsweise 2009 die Vergewaltigung in der Ehe von Strafverfolgung befreit und versucht aktiv seinem Familienclan die Macht zu sichern, indem er nun seinen Bruder auf das höchste Regierungsamt hieven will.

Auch das geplante Konzert am 11.12. ist Propaganda für laufende und zukünftige Kriege. Öffentliche Auftritte der Bundeswehr in Deutschland gehören immer mehr zum Alltagsbild. Bei öffentlichen Gelöbnissen, Infoständen auf Messen, bei der Werbung in den Medien, Jugendoffizieren in Schulen oder Konzerten von Musikkorps. Die Ziele sind immer die gleichen: Das Erreichen von potenziell neuen RekrutInnen und der Versuch Akzeptanz in der Gesellschaft zu erlangen, um die Kriegseinsätze im Ausland rückwirkend zu legitimieren. Nicht umsonst bezeichnet sich das Luftwaffenmusikkorps 2 auf der eigenen Internetpräsenz als „klingende Visitenkarte“ des deutschen Militärs. Daran wird auch deutlich, dass eine Trennung zwischen regulärem Heer und den Musikkorps Unsinn ist. Diese sind ein ganz normaler Teil des Heers mit einer ganz besonderen Aufgabe: Kriegspropaganda! Und dass der Einsatz des Militärs für viele Menschen Hunger und Elend bedeutet, soll durch Veranstaltungen wie das geplante Adventskonzert vollkommen verschleiert werden.

Für uns ist es ein Skandal, dass der Institution Bundeswehr in einer Kirche eine Plattform geboten wird, um in letzter Instanz für Krieg zu werben. Auch aus christlicher Sicht selbst muss das Konzert kritisiert werden. Das fünfte Gebot besagt doch „Du sollst nicht töten!“, oder verwechseln wir da etwas?

Wir fordern Sie auf, das Konzert, das sehr wenig mit dem „Fest der Liebe“ zusammenpasst, abzusagen. Denn durch das Zulassen dieses unmenschlichen Konzerts leisten Sie, ob bewusst oder unbewusst, der Bundeswehr Hilfestellung sich in der Gesellschaft Akzeptanz zu verschaffen. Kriegspropaganda darf kein Raum geboten werden, für uns gilt die Losung:

Nie wieder Krieg!

Arbeitskreis gegen Krieg und Militarisierung (AKM) Freiburg
(www.akm-freiburg.tk)

Weitere Unterstützer:

ALFR – Antifaschistische Linke Freiburg
Anarchistische Gruppe Freiburg
EA Freiburg
Claudia Meissner (Mitglied des runden Tischs „Schulfrei für die Bundeswehr“)
Die Linke Freiburg
FAU  Freiburg
Jusos Freiburg
Linke Liste – Solidarische Stadt
Schattenparker e.V.
SDAJ Freiburg
SJD – Die Falken Freiburg
UStA der PH Freiburg