Kein Vergeben, kein Vergessen!Am Samstag, 14. November 2009 fand in Göttingen eine Demonstration statt, zu der zahlreiche linke und antifaschistische Gruppen aufgerufen hatten, so auch wir. Die Demo zum Gedenken an die Antifaschistin Conny Weßmann, die vor 20 Jahren von Polizisten in den Tod gehetzt wurde, war nicht angemeldet und wurde von den 1.800 Teilnehmern erkämpft. Wir dokumentieren an dieser Stelle eine leicht gekürzte Demonstrationsauswertung der Antifaschistischen Linken International (ALI) aus Göttingen.

Kein Vergeben, kein Vergessen!

Demonstration zum 20. Todestag der Antifaschistin Conny am 14. November 2009 in Göttingen

Am 14. November 2009 haben in Göttingen 1.800 Menschen eine unangemeldete Demonstration zum 20. Todestag der Antifaschistin Conny erkämpft. Große Teile der Demonstration liefen von Anfang an vermummt. Vorausgegangen war der Demonstration eine öffentliche Diskussion um den Stellenwert antifaschistischen Widerstandes in der jüngeren Göttinger Stadtgeschichte, sowie um die eskalierenden Einsatzkonzepte des Polizeipräsidenten Hans Wargel. In einem Stadtratsbeschluss vom 6. November 2009 wurde der Statthalter des CDU-Innenministers Schünemann aufgefordert, ein „zeitgemäßes Deeskalationskonzept zu entwickeln“. Dieser starke öffentliche Druck war einerseits eine Voraussetzung, dass die Polizeiführung überhaupt zu Zugeständnissen bereit war und die Demonstration dann unangemeldet durchgesetzt werden konnte. Zugleich zeigte Hans Wargel, der persönlich am Rande der Demo anwesend war, der Göttinger Öffentlichkeit aber den Stinkefinger und ließ erneut ein riesiges Polizeiaufgebot auf die Stadt los.

Die Polizei provozierte mit Vorkontrollen, einem massiven Spalier und ständiger Videofilmerei. Gipfel der Respektlosigkeit waren 3 Festnahmen und Polizeispaliere direkt an der Todesstelle unserer Genossin und Freundin. So zwang ein mehrreihiges Spalier die Demospitze am Weender Tor zunächst auf eine von der Polzei „gewünschte“ Straßenseite. Anschließend nahe der Todesstelle der Antifaschistin stürmten mehrfach Beweis- und Festnahmeeinheiten brüllend und prügeln in die Demo und nahmen hier mindestens 3 Menschen fest. Schließlich stellten sich Polizeiketten direkt vor den Gedenkstein und die Skulptur, an denen zuvor bereits Kerzen entzündet und Blumen niedergelegt worden waren. „Die Polizei wollte hier eine Eskalation und zeigte keinerlei Respekt vor den Gefühlen von Trauer und Betroffenheit. Was bleibt ist die Wut!“, kommentierte eine A.L.I.-Sprecherin nach den Vorgängen an der Todesstelle.

„Dieses Vorgehen von Polizeichef Hans Wargel muss politische und praktische Konsequenzen haben“, erklärte die A.L.I. Sprecherin in einer Presseerklärung vom 14.11.2009. Am Dienstag, den 17.11.2009, dem 20. Todestag der Antifaschistin Conny, wird es nach einer Veranstaltung in der Alten Mensa am Wilhelmsplatz einen gemeinsamen Gang zur Mahnwache geben. Der Polizeieinsatz vom Samstag, den 14.11.2009 werden dort erneut thematisiert und die offenen Fragen weiter diskutiert werden, so die Sprecherin der Göttinger Antifagruppe.

Wir danken allen Genossinnen und Genossen, die uns durch Verbreitung von Plakaten oder Aufrufen, der Organisierung von Veranstaltungen oder koordinierter Anreise und durch eine Beteiligung an der Demo unterstützt haben!

Mehr lesen:
Erinnerung an Conny Weßmann
Artikel in der taz zum 20. Todestag von Conny
Antifaschistische Linke International