Das Freiburger „Netzwerk solidarisches Gesundheitswesen“ fordert Konsequenzen aus der COVID-19-Pandemie. Die aktuelle Situation zeige einmal mehr, wie systemrelevant eine gute Gesundheitsversorgung und damit einhergehend die Gesundheitsarbeiterinnen für die Gesellschaft seien.

Die Politik der zunehmenden Ökonomisierung und Privatisierung der vergangenen Jahrzehnte habe zu einem massiven Mangel an Pflegepersonal geführt. Während die Profite der großen privaten Krankenhauskonzerne in den letzten zehn Jahren enorm angestiegen sind, wurden gleichzeitig Pflegestellen trotz ansteigendem Patientinnenaufkommen abgebaut. Die Konsequenz daraus ist, dass die Kliniken bereits im Normalzustand unterbesetzt und in versorgungsrelevanten Bereichen nicht ausreichend finanziert sind.

„Die Gesundheitsversorgung sollte Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge sein und niemand sollte mit ihr Profit erwirtschaften können.“, so Paul Brettel, Sprecher des Netzwerks. Durch private Trägerschaft in der Gesundheitsversorgung, Pharmaindustrie und Medizingeräteproduktion mache sich die Gesellschaft erpressbar. Das zeigten beispielsweise die aktuell massiven Preissteigerungen und Lieferengpässe bei Schutzbekleidung und wichtigen intensivmedizinischen Medikamenten. „Die Krankenhäuser und die Produktion medizinisch notwendiger Güter muss staatlich organisiert und demokratisch kontrolliert sein“, fordert Aktivistin Franziska Pfab.

Das Netzwerk thematisiert auch die aktuelle Situation in den Krankenhäusern. Das Krankenhauspersonal sei durch die COVID-19-Pandemie noch stärker belastet als sonst und dem ständigen Risiko ausgesetzt, sich selbst anzustecken. Das Netzwerk fordert deshalb die Stärkung und Einhaltung von Sicherheits- und Hygienestandards in den Kliniken und Pflegeheimen, kein Aussetzen der wichtigen Personaluntergrenzen und einen Risikozuschlag für das gesamte medizinische Personal. „Den Beschäftigten in den Krankenhäusern nur zu applaudieren reicht nicht. Es braucht endlich eine finanzielle Anerkennung dieser wichtigen Arbeit und eine langfristige Entlastung durch deutlich mehr Personal. Dies ist nur durch die Überwindung des Fallpauschalensystems und die Hinwendung zu einer bedarfsgerechten Finanzierung möglich.“ so Katharina Rühlmann.

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, hatte das Netzwerk in der Nacht Transparente vor verschiedenen Freiburger Krankenhäusern aufgehängt. „Die Dankbarkeit und Aufmerksamkeit der Bevölkerung ist gut und wichtig, aber noch mehr würden sich die Beschäftigen über Solidarität und Unterstützung beim Kampf um faire Entlohnung und mehr Personal freuen. Der Druck auf die politischen Entscheidungsträgerinnen muss gesamtgesellschaftlich erhöht werden, denn nach der Corona-Krise sollte es endlich zu weitreichenden bedarfsorientierten Veränderungen und besseren Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen kommen.“, so Rühlmann weiter.

Völlig unverantwortlich findet es das „Netzwerk solidarisches Gesundheitswesen“ außerdem, Geflüchtete weiterhin in Massenunterkünften unterzubringen. Dazu Paul Brettel: „In Zeiten, in denen wir alle so wenige Kontakte wie möglich haben sollen, zeigt sich besonders deutlich, dass die Unterbringung von Menschen in Massenunterkünften gesundheitsgefährdend und inhuman ist.“ Das Netzwerk fordert, Geflüchtete kurzfristig in leerstehenden Ferienwohnungen und Hotels unterzubringen und in der Folge auf eine dezentrale Unterbringung umzustellen. Das Recht auf Gesundheit müsse für alle Menschen gelten.

Das „Netzwerk solidarisches Gesundheitswesen“ ist ein Zusammenschluss aus Freiburgerinnen verschiedener Gesundheitsberufe, Gewerkschafterinnen, Studierenden und politischen Aktivistinnen. Es setzt sich für eine am Gemeinwohl orientierte Gesundheitspolitik ein.

Weitere Informationen auf der Homepage des Netzwerkes und bei instagram und facebook.