Zum 30. Mal jährt sich in diesen Tagen das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen.

Zwischen dem 22. und 24. August 1992 griffen Hunderte Rechte mit Steinen, Flaschen und Molotowcocktails die “Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber” (ZASt) und das „Sonnenblumenhaus“, ein Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter:innen an. Unterstützt wurden sie dabei von tausenden jubelnden und applaudierenden Zuschauer:innen. Die vietnamesischen Bewohner:innen des in Brand gesteckten Wohnhauses konnten sich in letzter Minute über das Dach des Hauses retten. Dem Pogrom voraus ging jahrelange rechte Hetze, nicht nur in der Naziszene, sondern auch in Medien, Politik und der breiten Gesellschaft.

Vor 30 Jahren sahen Polizei und Innenministerium in Lichtenhagen dabei zu, wie sich das Pogrom entfaltete. Während die zu Mord bereiten Neonazis das Haus ungestört weiter attackieren konnten, wurden Antifaschist:innen, die sich dem Mob entgegenstellten, verhaftet. Die Konsequenz, welche der Staat aus den Vorfällen zog, war das Grundrecht auf Asyl faktisch abzuschaffen und Geflüchtete in Lager fernab der Städte zu schaffen.

Seit dem bricht die Kontinuität rechter Gewalt nicht ab. Die Morde des NSU, Anschläge in München, Halle, Hanau, rechte Netzwerke in Polizei und Militär sind nur einige Beispiele.

Seit Lichtenhagen hat sich nicht viel verändert. Der Staat hat kein Interesse an der Bekämpfung rechter Gewalt. Während in den letzten Jahren zahlreiche Menschen rechtem Terror zum Opfer fielen, ist im Gegenzug die antifaschistische Bewegung in Deutschland einer der härtesten Repressionswellen des letzten Jahrzehntes ausgesetzt.

Weder vor 30 Jahren in Lichtenhagen noch heute bekämpft dieser Staat rechten Terror. So sind es oft sogar die Ermittelnden selbst, die Waffen horten und in rechten Netzwerken organisiert sind. Nicht erst seit der Selbstenttarnung des NSU-Kerntrios hat sich immer wieder gezeigt, dass es unabhängige antifaschistische Recherchen braucht, um effektiv neonazistische Strukturen und Verstrickungen mit staatlichen Behörden aufzudecken. Gegen rassistische Gewalt hilft nicht die Polizei, sondern antifaschistischer und antirassistischer Selbstschutz, wie die jüngsten Morde durch Polizeibeamte erneut gezeigt haben. Wenn der Staat bei rechten Gewalttaten wegsieht oder selbst beteiligt ist, können wir also nur auf uns selbst vertrauen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns organisieren und den antifaschistischen Selbstschutz aufbauen.

Kämpfen wir gemeinsam für eine bessere Welt, weisen wir Faschisten und Rassisten konsequent in die Schranken und brechen wir die rechte Kontinuität in diesem Land!