chile
“C – I – A / Chile ist amerikanisch.”

„Jetzt hat die Armee nicht mehr länger stillgehalten. Drei Jahre Marxismus sind ihr genug.“ Bild-Zeitung am 12.09.1973.

Filmvorführung und Vokü: 40 Jahre Putsch in Chile | Sonntag, 22.September | 20 Uhr | Linkes Zentrum Freiburg ¡adelante!

Hintergrundtext von uns | Ankündigungstext

Am 11. September 1973 putschte das chilenische Militär unter Augusto Pinochet gegen Chiles sozialistische Regierung unter Salvador Allende.
Maßgebliche Unterstützung erhielten die Putschisten bei der Vorbereitung sowie in der Folge durch die USA. Präsident Allende, der drei Jahre zuvor gewählt wurde, hatte in dieser Zeit umfassende Sozialisierungsmaßnahmen durchgeführt. Die blutige Militärdiktatur dauerte an bis in das Jahr 1990. In dieser Zeit wurde Chile zu einem Labor des Neoliberalismus. Sozialisierungen wurden rückgängig gemacht. Es erfolgten Rückverkäufe an multinationale Konzerne.

Aus Anlass des 40. Jahrestags des Militärputsches zeigen wir die Dokumentation “Las grandes alamedas” (Colectivo Presente, Chile/Deutschland, 2004). Der Film erzählt eine andere Geschichte als die allzu häufig vom wirtschaftlichen und sozialen Vorzeigemodell Lateinamerikas intonierte: Sie führt von der Diktatur Pinochets direkt zum heutigen  entfesselten Neoliberalismus. 30 Jahre nach dem Putsch ist das Land weiterhin von Armut geprägt und durch privatisierte öffentliche Sektoren erschüttert. Durch die persönlichen, kritisch reflektierenden Erzählungen der verschiedenen Protagonisten begibt sich der Film zugleich auf die Spur des früheren und heutigen Widerstands.
Danach bleibt bei unglaublich guter Musik und kalten Getränken in gemütlicher Runde Zeit, gemeinsam über die in dem Film aufgeworfenen Fragen zu diskutieren.
Die VoKü findet natürlich trotzdem statt, so dass der Abend ab 20 Uhr mit einem leckeren Essen eingeleitet wird.

“C – I – A / Chile ist amerikanisch.”
Was passierte am 11. September 1973?

„Jetzt hat die Armee nicht mehr länger stillgehalten. Drei Jahre
Marxismus sind ihr genug.“ Bild-Zeitung am 12.09.1973

Der 11. September ist ein geschichtsträchtiger Tag: Vor 40 Jahren, am 11. September 1973, putschte das chilenische Militär gegen den drei Jahre zuvor gewählten sozialistischen Präsident des südamerikanischen Landes, Salvador Allende, dessen Regierung durch das Linksbündnises Unidad Popular getragen wurde. Das Militär besetzte seit den frühen Morgenstunden strategisch wichtige Punkte, die Luftwaffe bombardierte regierungstreue Fernsehstationen sowie Stadtviertel der Hauptstadt Santiago de Chile, in denen mehrheitlich Aktivisten und Sympathisanten
der Unidad Popular wohnten. Nachdem das Militär in den Mittagsstunden den Präsidentenpalastes bombardiert hatte und gegen 14 Uhr mit der Erstürmung begann, soll Präsident Allende, der die Aufforderung, außer Landes zu fliegen, entschieden abgelehnt hatte, schließlich Suizid begangen haben.

In der Folge wurde unter Augusto Pinochet ein Militärregime
installiert, das bis ins Jahr 1990 Bestand haben sollte. Allein in
den ersten Monaten der Diktatur wurden Tausende Menschen durch das
Regime ermordet – die höchsten Schätzungen stammen von Amnesty
International: Die Menschenrechtsorganisation spricht von bis zu 30000 Morden für diesen Zeitabschnitt. Selbst die Botschaft des Staates, welcher der wichtigste Garant der Putschisten war – der USA – spricht von 5000 Morden in diesen Monaten.

Der Pinochet-Putsch – ein Lehrstück des Imperialismus

Die USA hatten den Putsch politisch und finanziell unterstützt, v.a. durch verdeckte CIA-Operationen. Die sozialistische Linksregierung Allendes hatte seit ihrer Machtübernahme eine vollständige und entschädigungslose Verstaatlichung der großen Kupferminen durchgeführt, ebenso eine umfassende Agrarreform und eine teilweise Nationalisierung von großen Banken und Industriebetrieben. Allendes Politik richtete sich damit konkret gegen die imperialistische Einflussnahme der USA.
Am 11. September 1973 entblösten die USA schließlich ihre hässliche Fratze. Hatten sie ihre “Einmischungen” etwa in Kuba noch mit der nichtlegalistischen Machtübernahme der Revolutionsregierung gerechtfertigt, gingen sie im Fall Chiles ganz offen auch gegen eine solche sozialistische Regierung vor, die durch Wahlen über demokratische Legitimation verfügte. Und auch in den Folgejahren stand die USA hinter der verbündeten Militärdiktatur. Allein im Jahr 1976 floss – aller internationaler Empörung über die Grausamkeit des Pinochet-Regimes zum Trotz – eine direkte Hilfe der USA von 290 Millionen US-Dollar an die Putschisten.

Der Neoliberalismus betritt die Bühne der Geschichte

Zu Diensten stand freilich auch die Politik von Diktator Pinochet: Mit dem Putsch 1973 begann ein tiefgreifender Umbau der ökonomischen und gesellschaftlichen Struktur. Ein vollständiger Rückbau der Errungenschaften der Allende-Ära wurde vollzogen. Die umfassenden Privatisierungsmaßnahmen und die vollkommene Liberalisierung des Marktes haben in Chile nicht nur zu hohen Wachstumsraten geführt, wie gerne von der westlichen Presse und „so genannten Wirtschaftsexperten“ hervorgehoben wird, sondern diese initiierten gleichermaßen einen praktischen Ausverkauf des Landes zurück an multinationale Konzerne.
Chile war dabei zugleich Versuchslabor. Die Züge eines Kompromisses tragende Ära des New Deal und Keynesianismus der kapitalistischen Ökonomien, die ihrerseits Folge der katastrophalen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise war, wurde zuerst in Chile von der Ära des Neoliberalismus abgelöst.

Die Rolle Deutschlands:

Der bundesdeutsche Auslandsgeheimdienst BND war in der Sache bestens informiert: Er wurde bereits einige Tage zuvor durch die CIA von dem geplanten Putsch in Kenntnis gesetzt. Angeblich soll der BND es jedoch unterlassen haben, den SPD-Bundeskanzler Willy Brandt zu unterrichten. Unterrichtet – allerdings unbeabsichtigt – wurde hingegen die DDR. Dank Alfred Spuhler, einem im BND platzierten Spion des DDR-Geheimdienstes MfS, gelangte die Information in das andere Deutschland. Eine Warnung der DDR an Allende kam leider zu spät.
In der Folgezeit wurden zahlreiche politisch verfolgte Linke mit Hilfe der Stasi aus Chile ausgeschleust und in die DDR gebracht, wo sie Asyl erhielten. Prominentestes Beispiel ist Carlos Altamirano, der Generalsekretär der Sozialistischen Partei Chiles. Die DDR nahm insgesamt an die 6000 Flüchtlinge auf, verurteilte den Putsch und zog kurz darauf ihren Botschafter in Chile ab.
Obwohl auch in der Bundesrepublik etwa 3000 vor der Diktatur geflüchtete Chilenen Asyl fanden, war der Tonfall auf der kapitalistischen Seite des Eisernen Vorhangs naturgemäß ein anderer: CSU-Scharfmacher Franz-Josef Strauß kommentierte die Ereignisse folgendermaßen: “Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.”

Gedenken wir am 11. September den Opfern des reaktionären Putsch in Chile!
Hoch die Internationale Solidarität!

Wir zeigen am Sonntag, 22. September 2013 im Linken Zentrum Freiburg Adelante, Glümerstraße 2, 79102 Freiburg i. Br. die Dokumentation “Las grandes alamedas” (Colectivo Presente, Chile/Deutschland, 2004). Der Film erzählt eine andere Geschichte als die allzu häufig vom wirtschaftlichen und sozialen Vorzeigemodell Lateinamerikas intonierte:
Sie führt von der Diktatur Pinochets direkt zum heutigen entfesselten Neoliberalismus. 30 Jahre nach dem Putsch ist das Land weiterhin von Armut geprägt und durch privatisierte öffentliche Sektoren erschüttert.
Durch die persönlichen, kritisch reflektierenden Erzählungen der verschiedenen Protagonisten begibt sich der Film zugleich auf die Spur des früheren und heutigen Widerstands.

WAS: Filmvorführung “Las grandes alamedas” (Colectivo Presente, Chile/
Deutschland, 2004)
WANN: Sonntag, 22.09.2013; 20 Uhr
WO: Adelante. Linkes Zentrum Freiburg, Glümerstraße 2, 79102 Freiburg i.
Br.

„Mit Sicherheit ist dies die letzte Gelegenheit, mich an Sie zu wenden. (…) Mir bleibt nichts anderes, als den Arbeitern zu sagen: Ich werde nicht aufgeben! In diesem historischen Moment werde ich die Treue zum Volk mit meinem Leben bezahlen. (…) Sie haben die Macht, sie können uns überwältigen, aber sie können die gesellschaftlichen Prozesse nicht durch Verbrechen und nicht durch Gewalt aufhalten. Die Geschichte gehört uns und sie wird durch die Völker geschrieben. Arbeiter meiner Heimat:
Ich möchte Ihnen für Ihre Treue danken. (…) Es lebe Chile! Es lebe das Volk! Es leben die Arbeiter! Dies sind meine letzten Worte und ich bin sicher, dass mein Opfer nicht umsonst sein wird, ich bin sicher, dass es wenigstens ein symbolisches Zeichen ist gegen den Betrug, die Feigheit und den Verrat.“ (Salvador Allendes letzte Worte an das chilenische Volk wenige Stunden vor seinem Tod)