Samstag, 10.11.2012 | 13 Uhr | Freiburg, Stühlinger Kirchplatz

Für immer mehr Menschen wird es schwierig oder gar unmöglich, in Freiburg zu wohnen. Die Mietsteigerungen waren im vergangenen Jahr die zweithöchsten im ganzen Bundesgebiet – und das auf einem hohen Niveau: Freiburg gehört zu den 10 teuersten Städte Deutschlands. Die Zahl der Sozialwohnungen in Baden-Württemberg hat sich laut einer aktuellen Studie von 2002 bis 2010 halbiert, und Freiburg liegt ganz in diesem Trend.

Kürzlich wurde sogar der Vorschlag diskutiert, die soziale Zielsetzung aus der Satzung der kommunalen Wohnbaugesellschaft „Freiburger Stadtbau“ (FSB) zu streichen. Anlass: Die Aufgaben der FSB sollten an die aktuelle Realität angepasst werden!

Abrisspolitik in Freiburg

Diese Realität zeigt sich z.B. am Abriss der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Herdern. Bisher hatten diese Häuser v.a. bedürftigen älteren Menschen günstigen Wohnraum geboten. Renovierungen hätten nachweislich für eine gute Wohnqualität zu stabilen Preisen genügt. So wurden die alten Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen. Ein einziger Bewohner leistet noch Widerstand – er wohnt nun in Unsicherheit, von Ruinen und Baulärm umgeben.

Vom Abriss bedroht sind auch die Wohnungen des Bauvereins im Klinikviertel. Günstige, renovierte Wohnungen mit guter Bausubstanz sollen einem neuen Gebäudekomplex weichen. Die bisherigen Bewohner und Bewohnerinnen werden dort nicht mehr wohnen können. Für Ersatzwohnungen werden sie bis zu 30% mehr Miete zahlen müssen.

Kurz: Stadtbau und Wohnbaugenossenschaften zerstören oder verkaufen günstigen Wohnraum oder steigern selbst die Mieten, private Wohnungsfirmen sowieso.

Verdrängung und Vertreibung

Fast vollkommen ausgeschlossen werden besonders benachteiligte soziale Gruppen wie Wohnungslose oder Flüchtlinge, die in isolierten Unterkünften untergebracht und zunehmend sogar auf der Straße alleingelassen werden.

In Freiburg regt sich zunehmend Widerstand. In verschiedenen betroffenen Stadtteilen haben sich MieterInnen-Initiativen gebildet. Doch das Problem ist ein gemeinsames. Damit Freiburg eine Stadt für Alle wird, müssen sich die BewohnerInnen Freiburgs zusammentun. Daher ruft das Netzwerk Recht auf Stadt zu einer Demonstration am 10. November unter dem Motto „Bezahlbarer Wohnraum ist die halbe Miete – Eine Stadt für Alle“ auf.

„Freiburg muss bezahlbar für Alle sein“ erklärt Elmar Zäunle das Motto der Demo. Das ist für den Recht auf Stadt Aktiven aber nur die halbe Miete für eine „Stadt für Alle“. „Recht auf Stadt bedeutet auch vom kulturellen Leben nicht ausgeschlossen zu sein und auch, dass alle gemeinsam darüber bestimmen dürfen, wie ihre Stadt aussehen soll.“ erläutert Zäunle weiter.

Die Route

Die geplante Demonstration beginnt um 13 Uhr am Stühlinger Kirchplatz. Von dort geht es durch die Ferdinand-Weiß-Straße ins abrissbedrohte Metzgergrün, zurück über die Fehrenbachallee durch die Egonstraße, Wenzingerstraße und Lehenerstraße. Von der Eschholzstraße ausgehend wird die Demonstration schließlich in der Ecke Barbarastraße/Robert Koch Straßen enden.

Weitere Informationen: www.rechtaufstadt-freiburg.de